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Die 14 Kreuzwegstationen als Fensterbilder

Die Fensterbilder in Großformat
Photograph Raimund Kiefer

Zu den Fenstern von Franz Xaver Wilfried Braunmiller in der katholischen Kirche Herz Jesu in Illingen ‑ Wustweiler.
Nur wenige frühe Kirchenfenster des 20. Jahrhunderts haben unbeschadet den Zweiten Weltkrieg überlebt.
Dieses unglückliche Schicksal erlitten auch die Glasbilder der Kirche in Wustweiler, entstanden 1933, ein frühes Werk
des Münchner Malers F. X. W. Braunmiller.
Eine interessante, aber auch schwierige Aufgabe sind die 14 Kreuzwegstationen. Braunmiller hat sie für viele Kirchen geschaffen.
Alle sind zwar typische 'Braunmiller', aber kein Kreuzweg gleicht dem anderen. Im Mittelpunkt steht der leidende Christus. Dazu kommen wenige Gestalten in ihrer Beziehung zu ihm. In den Kreuzwegdarstellungen hat die Passion den Vorrang. Nicht ein ästhetisch verklärtes Geschehen soll dargestellt werden, sondern die Qual eines Menschen, an der nichts zu beschönigen ist, und die Beziehung der Menschen zum leidenden Christus. (Berg, S. 10) Braunmiller hat auch das Emporenfenster "St. Cäcilia" entworfen und die Embleme der Fenster in der Turmkapelle.
Die Fenster im Kirchenschiff haben die Maße 0,80 x 5, 25 m. Infolge Kriegseinwirkungen wurden einzelne Fenster beschädigt.
1971 wurden die Wustweiler Kirchenfenster von der Firma Kaschenbach, Trier, renoviert.
Die Anzahl von 14 Schiff‑Fenstern legte es damals nahe, den Kreuzweg darzustellen, beginnend mit der ersten Station links hinten auf der Orgelempore. Typisch für Kreuzwegdarstellungen des 20. Jahrhunderts wie auch hier ist die Konzentration des Geschehens auf ein bis zwei Personen, wie es auch die gleichzeitigen Holzschnitte belegen. Ihnen geht es nicht um ein meditatives Geschichtsbild, sondern um das Sinnbild des menschlichen Kreuzweges, um die drastische, nacherlebbare Schilderung von Leid und Schmerz.
Für Braunmiller stellte sich nun das Problem, die Kreuzwegstationen in ein schlankes Hochformat zu komponieren. Er brachte dazu die jeweiligen Figurengruppe im unteren Teil des Fensters an und beließ den oberen Fensterteil klar verglast; nur auf den Emporen wechseln die Personen in den oberen Fensterteil. Das schmale Format zwang ihn zu neuartigen Bildlösungen. Z.B. die fünfte Station: Als Simon von Cyrene dazu geholt wird, um Jesus zu helfen, wählt Braunmiller den Kreuzungspunkt der Balken, um diesen schwer lastend auf den Rücken des Helfers zu legen. Jesus selbst trägt in dieser Situation nicht mit, aber seine übereinander gelegten Hände vollziehen die Kreuzform nach. Dicht steht er hinter Simon, beide Figuren scheinen sich zu durchdringen. Ihre gemeinsame Blickrichtung weist auf das gleiche Schicksal des Weges.
Ähnlich individuell ist die Bildfindung der neunten Station, Jesus fällt zum dritten Mal. Das Hochformat zwingt Braunmiller, das Kreuz fast aufrecht stehen zu lassen. Doch wie tief demütig kauert nun Jesus zusammengesunken auf der Erde, den Kreuzbalken umschlungen, doch die Hände hoffnungsvoll zum Gebet gefaltet. Die diagonale Richtung seiner Arme, die zum Geißel‑Schlag ausholenden Arme des Schergen und die querende Richtung des Kreuzbalkens bremsen die Auswärtsbewegung der stehenden Figur und tragen zur niedergedrückten Stimmung des Bildes bei. Die Dramatik der Bildaussage wird unterstrichen durch die fratzenhafte Grimasse des Schergen, die wie eine Ausgeburt des Bösen auf Jesus niederblickt.
Auch als Bildabfolge erweisen sich die Bilder meisterlich komponiert: So steigern sich die Darstellungen der Südseite von vorne nach hinten entsprechend dem Höhepunkt des Kreuzweges bis zur 12. Station, wo Jesus am Kreuz stirbt. Das Bild der 13. Station ist wiederum von geringerer Höhe und passt damit zum Thema der Kreuzabnahme. Auch die Farbigkeit der Glasbilder vollzieht vor allem in der Anordnung des Rot diese Wellenbewegung nach.
Alle Glasbilder wurden 1971 restauriert, die originale Handschrift Braunmillers lässt sich deshalb nicht mehr im Detail ablesen. Einen kleinen Eindruck vom ursprünglichen originalen Zustand ermöglicht das Glasbild der ersten Station auf der Orgelempore. Hier weisen die Hände, die Füße und Köpfe, auch einige Scheiben des Hintergrundes eine feine Strukturierung auf, wie sie Braunmiller für alle Flächen vorgesehen hatte.

Erst langsam wird sich die Kunstgeschichte darüber bewusst, welch unschätzbaren Werte wir in der Glasmalerei des 20. Jahrhunderts vor uns haben. Dieser Kreuzweg vermittelt die "Verheißung zur Erlösung“, die in ihm liegt, wenn man sich entschließt, das Kreuz auf sich zu nehmen und Christus nachzufolgen.
(Erich Stephany, 1974)
Quellen:Dr. Dipl. - Ing. Anette Jansen-Winkeln

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